Go spielen |
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Das strategische Brett-Spiel Go hat in Asien einen sehr hohen Stellenwert und ist dort Teil der Kultur und Erziehung, noch viel stärker beachtet als hierzulande Schach. Das Spiel kommt ursprünglich aus dem alten China vor über 4000 Jahren (!) und hieß dort "Wei-qi" (sprich: wei tschi),. Im Laufe der Zeit kam es auch nach Japan, das die heutige Spielform ebenso wie den Namen "Go" prägte und auch nach Korea, wo es als "Baduk" sehr beliebt ist.
Inzwischen hat es sich über den ganzen Erdball mit vielen Millionen Spielern ausgebreitet, auch in Europa gibt es viele Zentren, z.B. in den Niederlanden. In Deutschland gibt es heute über 30.000 Go-Spieler, davon etwa 1.700 in Vereinen und Spielgruppen.
"Heute
findet sich in nahezu jeder größeren deutschen Stadt ein Go-Club mit
regelmäßigem Spielbetrieb. An nahezu jedem Wochenende wird in einer
deutschen Stadt ein Go-Turnier veranstaltet. Außerdem finden jedes Jahr
deutsche Meisterschaften ebenso wie Europameisterschaften statt. Bei den
vielen regelmäßigen Spielabenden in den einzelnen Städten sind Anfänger
und Interessierte gerngesehene Gäste. Man kann dort die Regeln erklärt
bekommen und versuchen, die Tiefen des Spiels zu ergründen." Eine Liste
der Spielabende
in Deutschland findet sich auf der Web-Site des deutschen Go-Bunds.
Die Spielidee: Die Regeln beim Go sind denkbar einfach - umso erstaunlicher finde ich es immer wieder, wie vielfältige Spielvarianten sich ergeben und wie kreativ man jedes Spiel gestalten kann. "Gelernt in Minuten, doch beherrscht erst nach einer Lebenszeit" - so kann man den spannenden Weg vom Anfänger bis zum Meister beschreiben. Einfachheit einerseits und Komplexität andererseits ermöglichen die ungeheure Spannung und Anziehungskraft dieses Spiels. Kaum jemand wird in seinem Leben zweimal dieselbe Partie spielen - so gewaltig sind die Variationsmöglichkeiten. Die Zahl aller möglichen Züge ist nicht nur ungleich höher als beim Schach, sondern übersteigt sogar die von Einstein errechnete Anzahl der Atome im Universum!
Das Spiel ist für zwei Personen und dauert oft länger als eine Stunde. Doch sind die Go-Regeln von verblüffender Einfachheit: Gespielt wird mit schwarzen und weißen Glassteinen auf einem Holzbrett mit 19x19 Linien. Für Anfänger und zu Übungszwecken empfehlen sich unbedingt auch kleinere Bretter mit 9x9 oder 13x13 Linien. Es wird abwechselnd auf die Schnittpunkte der Linien gesetzt. Ziel ist das Abgrenzen von Gebiet - freien Schnittpunkten auf dem Brett -, wobei allerdings auch gegnerische Steine gefangen werden können. Gewonnen hat derjenige, der am Ende mehr Gebiet abgegrenzt hat.
Die beiden Spieler sind damit gleichsam Bauern, die ein Stück Land unter sich aufteilen, wobei jeder etwas mehr als der andere haben möchte. Es geht nicht darum, das ganze Land zu besitzen. Jeder von beiden will allein zeigen, dass er sich beim Verteilen etwas geschickter anstellt. Es geht nicht um die Vernichtung des Gegners, sondern um mindestens einen Punkt mehr am Ende der Partie. Nicht der totale Krieg, sondern der faire Vergleich von geistigen Fähigkeiten liegt dem Spiel als Idee zugrunde. »Kämpfen ist nicht der Schlüssel zum Go, es dient allein als letzter Ausweg.« (Zhong-Pu Liu, 1078 v. Chr.) Man sagt, das Spiel öffnet den Blick auf die menschlichen Gedanken: Wer in diesen Spiegel schaut, wird seine Gier, Überheblichkeit, Angst und vieles mehr sehen können.
Die Regeln: Die Regeln zum Setzen von Steinen sind sehr einfach, es gibt Grundregeln und abgeleitete:
1) Schwarz und Weiß setzen abwechselnd auf beliebige freie Schnittpunkte des Bretts. 2) Zwei Züge unmittelbar hintereinander dürfen nicht ein identische Brettsituation ergeben (Verhinderung eines Endlos-Spiels). Dies nennt man "Ko". 3) Wenn Steine ringsherum mit besetzten Schnittpunkten eingeschlossen sind, besitzen also keine "Freiheiten" mehr, werden sie vom Spielfeld genommen (Der Rand ist neutral). Dies nennt man "Töten eines Steins oder einer Gruppe von Steinen". 4) Ein Stein darf nicht auf einen Schnittpunkt gesetzt werden, der keine Freiheiten mehr besitzt (außer zum Töten). Diese Regel verhindert "Selbstmord". 5) Das Spiel ist erst dann beendet, wenn beide Spieler passen, also keinen Zug mehr setzen möchten. Man einigt sich also auf ein Ende dann, wenn keiner mehr einen möglichen Zug oder Angriffspunkt sieht. Gewonnen hat der Spieler mit den meisten eingeschlossenen Schnittpunkten minus seiner Getöteten.
abgeleitet davon ergeben sich weitere Regeln: 6) Gruppen von Steinen, die nicht mehr gefangen werden können, nennt man "lebendig", umgekehrt wird eine eingeschlossene Gruppe, die man nicht mehr zum Leben erwecken kann, als "tot" bezeichnet. 7) Wenn sich zwei Gruppen von Steinen gegenseitig einschließen, ohne dass eine die andere töten kann, spricht man von "Seki", also unentschieden und keine der beiden Gruppen lebt oder stirbt, zählt also zum Ergebnis nicht mit.
Weitete Regeln finden Sie beim Deutschen Go.Bund: die japanischen, die chinesischen und die SST-Go-Regeln.
Online-Einführung
in 15 Minuten: Wenn Sie nun Interesse gefunden haben,
können Sie Einführung in Go des Deutschen Go-Bundes nutzen: "Kleiner
Go-Kurs", der sehr gut in fünf kurzen
Lektionen die Regeln des Go-Spiels vermittelt. Hier finden Sie auch jede Menge Links zu weiteren Übungen, anderen Webseiten und Möglichkeiten, auf sog. Go-Servern im Web live gegen andere zu spielen.
Zur Spielstrategie: Üblicherweise ist "Schwarz" der schwächere Spieler und achtet auf vorsichtige, solide Spielweise, bei der möglichst gleichzeitig Gebiet gewonnen und der weiße Gegner unter Druck gehalten wird. "Weiß" spielt riskanter und "sabaki", d.h. leicht und für Schwarz oft irritierend. Durch sein größeres spielerisches Geschick versucht Weiß, die Ordnung des Gegners zu durchbrechen, um daraus Vorteile zu ziehen und Gebiet z.B. dort zu erobern, wo Schwarz sich zunächst sicher fühlte.
Vorgabe-Partien: Wenn Gegner deutlich unterschiedlicher Spielstärke aufeinander treffen, gibt der erfahrenere Spieler dem anderen einen Vorsprung, indem dieser auf die markierten Schnittpunkte des Bretts bzw. auch dazwischen bis zu 9 Steine als "Vorgabe" setzen kann, die dem Weißen das Leben durchaus schwer machen können :-). Für Schwarz bedeutet dieser Vorsprung eine gut angelegte Gebietsanlage, für Weiß ist es ein Handicap. Pro Vorgabestein rechnet man mit etwa 5 Gebietspunkten, die jeder Stein Vorsprung schafft. siehe auch Spielstärken.
Über Spielstärken: Spielstärken werden international nach in einem Punktesystem eingeteilt mit Einheit "kyu". Ein Spieler mit 20 kyu und mehr ist Anfänger, die Punkte werden abwärts gezählt, je besser man wird. Im Laufe der Zeit entwickeln sich Spieler nach 10 kyu und besser, 1 kyu ist bereits sehr hervorragend. Danach kommen die "dan", also Meistergrade, von 1 dan aufwärts gezählt. Zumeist finden sich hier die professionellen Spieler. Die besten Europäer spielen etwa um 6 dan, im fernen Osten gibt es auch einige mit 7 oder 8 dan.
Wenn Spieler unterschiedlicher Spielstärke miteinander spielen, wird der Punkteunterschied (in kyu oder dan) in Vorgabesteine umgerechnet. Beispielsweise bekommt der schwarze Spieler mit 12 kyu 5 Vorgabesteine gegenüber einem Spieler der Stärke 7 kyu.
Literatur: Es gibt sehr viele tolle Bücher über das Go-Spiel, allerdings sind die meisten nicht deutschsprachig, sondern insbesondere englisch. Hier eine kleine Auswahl für Einsteiger und Fortgeschrittene:
1) "Das japanische Brettspiel Go" von Winfried Dörholt, Falken-Verlag, gute und leicht verstndliche Einführung 2) Die "Go Schriftenreihe des Deutschen Go-Bundes e.V." von verschiedenen Autoren, z.B.: Band 1 "Wie eröffnet man eine Go-Partie?" Band 8 "Behandlung von Stellungen bei Spielen mit hoher Vorgabe" (diese Schriftenreihe ist leider fast immer vergriffen und wird nicht mehr gedruckt, also am besten gebraucht suchen und auf Turnieren schauen)
1) "Basic Techniques of GO", von Haruyama und Nagahara, Ishi Press (sehr gute Einführung in Grundtechniken mit Übungen) 2) "Go - A complete introduction to the game", von Cho Chikun, Kiseido-Verlag. (gut für die ersten Regeln, Übungen und grundlegende Taktik) 3)
"In The Beginning", von Ikuro Ishigure, Kiseido-Verlag. 4) "Go!", von Takagawa, Sabaki Go Company, USA 5) "Second book of Go", von Richard Bozulich, ein Buch für etwa 10-20 kyu 6) "Life and Death", von James Davies, ein sehr gutes Grundlagen-Buch 7) "Attack and Defense", von Ishida Akira and James Davies, ein hervorragendes Werk für Spieler besser als etwa 10 kyu
weitere Literatur siehe auch auf der tollen Literaturseite von David Carlton.
Tip!! Günstige Bücher, Steine und Bretter findet man auch oft bei Online-Auktionen wie z.B. bei ebay, wo auch ich bereits mehrfach fündig geworden bin. Ansonsten gibt es gerade bei Turnieren einmalige Gelegenheiten, sich Bücher etc. anzuschauen und auch zu kaufen.
Deutscher Go-Bund: Eine hervorragende Adresse ist der Deutsche Go-Bund zum Einstieg in das Spiel, Suche nach Kontakten und Spielpartnern, Übungen, Literatur, Material und natürlich die allerneuesten Nachrichten rund um Go und vieles mehr... --> hier klicken.
Zu empfehlen auch die folgenden Seiten: Bayerischer Go-Verein München.
Interessant auch der Deutsche Go-Index mit vielen weiteren Links.
Nürnberger Go-Gruppe: Natürlich möchte ich hier unsere lockere Nürnberger Go-Gruppe erwähnen, die auch mich herzlich aufnahmen und mir bis heute ruhig und geduldig so manchen strategischen Kniff verraten. Wir spielen immer dienstags spätestens ab 20 Uhr in der kleinen Bar-Kneipe Bistretto (Innere Laufer Gasse 35), wo sich auch Schachspieler einfinden. Einfach, aber herzlich, für den kleinen Hunger gibt es z.B. Suppen und spanische "tapas". Es liegt mitten im Herzen Nürnbergs, ist daher gut per U-Bahn oder auch zu Fuß erreichbar. Wir freuen uns über jeden neuen Spieler, aber auch über Go-spielende Gäste auf der Durchreise! Unsere Gruppe hat etwa 10-15 Stammspieler und es gibt uns bereits über zehn Jahre, Kontakt gerne über Horst Karl (1-kyu) Tel. 0911-502800.
Kontakt: Michael.Tiegelkamp@gmx.de Deutschland, Region Nürnberg
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